„Warum muss mein Vater ins Gefängnis?“ - Autobiografie - Sun Myung Moon - Mein Leben für den Weltfrieden

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- Kapitel 4 - Beginn unserer weltweiten Mission -



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„Warum muss mein Vater ins Gefängnis?“


Sogar im Gefängnis von Danbury folgte ich meinem Prinzip, ein Leben für andere zu führen. Ich stand früh auf und putzte dort, wo es dreckig war. In der Cafeteria lehnten sich andere über ihr Essen, machten ein Nickerchen oder unterhielten sich, aber ich setzte mich aufrecht und würdevoll hin. Wenn ich eine Arbeit zugeteilt bekam, dann arbeitete ich härter als alle anderen und beobachtete die Mithäftlinge, wie sie ihre Arbeit machten. In meiner freien Zeit las ich die Bibel. Ein Mitgefangener sah, dass ich die Bibel Tag und Nacht las und sagte zu mir: „Ist das deine Bibel? Hier ist meine Bibel. Schau sie dir an!“ Er warf mir eine Zeitschrift zu. Es war das Pornomagazin Hustler.


Im Gefängnis war ich bekannt als eine Person, die arbeitete, ohne zu sprechen. Ich las Bücher und meditierte. Nachdem ich mich drei Monate lang so verhalten hatte, wurden die Mitgefangenen und die Wächter meine Freunde. Ich wurde der Freund eines Mannes, der auf Drogen war, und jenes Mithäftlings, der gesagt hatte, dass das Pornomagazin seine Bibel sei. Nach ein oder zwei Monaten begannen die Gefängnisinsassen, die Sachen, die sie von außerhalb erhielten, mit mir zu teilen. Sobald wir uns gegenseitig unser Herz ausschütten konnten, war es so, als ob der Frühling ins Innere des Gefängnisses gekommen wäre.


Eigentlich wollte die Regierung der Vereinigten Staaten mich nicht wirklich ins Gefängnis stecken. Sie beschloss mich anzuklagen, während ich mich außerhalb des Landes auf einer Reise nach Deutschland befand, und sie wäre wahrscheinlich damit zufrieden gewesen, wenn ich mich entschieden hätte, nicht mehr zurückzukommen. Es war nicht ihre ursprüngliche Absicht, mich ins Gefängnis zu bringen! Sie versuchte lediglich, mich aus ihrem Land zu entfernen. Ich wurde sehr bekannt in Amerika und die Zahl meiner Nachfolger wuchs stetig. Deshalb wollte sie mir Steine in den Weg legen. Genau wie in Korea war ich auch in den USA den etablierten Kirchen ein Dorn im Auge. Doch weil ich ihre Absicht dahinter erkannte, entschloss ich mich, nach Amerika zurückzukehren und ins Gefängnis zu gehen. Denn es gab noch einiges für mich in Amerika zu tun.

Ich denke, ins Gefängnis zu gehen ist keine völlig schlechte Sache. Wenn ich Menschen, die tief im Tal der Tränen stecken, dazu bringen will zu bereuen, dann muss ich erst einmal selbst Tränen vergießen. Bevor ich nicht zuerst selbst ein solch elendes Herz erlebt habe, kann ich andere nicht dazu bewegen, sich Gott zu ergeben. Der Himmel arbeitet wirklich auf geheimnisvolle Weise. Nachdem ich ins Gefängnis gekommen war, klagten 7.000 Pfarrer und andere religiöse Führer die US-Regierung an, sie würde die Religionsfreiheit verletzen, und versuchten, mich freizubekommen.

Unter ihnen waren der konservative Reverend Jerry Falwell von der Southern Baptist Convention und der liberale Dr. Joseph E. Lowery, der während der Amtseinführung von Präsident Obama das Segensgebet sprach. Sie standen bei den Bemühungen, mich zu befreien, an vorderster Front. Auch meine Tochter In Jin, ein junges Mädchen im Teenageralter, marschierte mit ihnen. Sie stand vor mehreren Tausend Geistlichen und las unter Tränen einen Appell an den Richter vor, der mich verurteilt hatte.

„Das Leben meines Vaters ist durchtränkt von Tränen und Leid, während er versucht, Gottes Willen zu erfüllen. Er ist jetzt 64 Jahre alt. Das einzige Verbrechen, das er beging, war, Amerika zu lieben. In diesem Moment spült er jedoch das Geschirr in der Gefängniscafeteria oder er wischt den Fußboden. Letzte Woche besuchte ich meinen Vater und sah ihn zum ersten Mal in seiner Gefängniskleidung. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Mein Vater meinte jedoch, ich solle nicht um ihn weinen, sondern für Amerika beten. Er sagte mir, ich solle meinen Ärger und mein Leid umwandeln in eine starke Kraft, um aus diesem Land ein wirklich freies Land zu machen. Er sagte, dass er bereit sei, während seines Aufenthalts im Gefängnis jede Art von Mühsal und Ungerechtigkeit zu erdulden und jedes Kreuz zu tragen. Religionsfreiheit ist die Basis für alle anderen Freiheiten. Ich bin jedem hier wirklich dankbar, der aufgestanden ist, um die Religionsfreiheit zu unterstützen.“

Meine Strafe wurde wegen guter Führung um sechs Monate verringert und nach 13 Monaten wurde ich entlassen. An dem Tag, als ich das Gefängnis verließ, wurde in Washington D.C. ein Festbankett veranstaltet, um meine Entlassung zu feiern. 1.700 christliche Geistliche und jüdische Rabbiner hatten sich versammelt und warteten auf mich. In meiner Ansprache an die Versammelten wiederholte ich meine Position, über Religionen und Konfessionen hinausgehen zu müssen. Ich richtete meine Worte mit lauter Stimme an die ganze Welt und es war mir egal, wie meine Widersacher reagieren würden.

„Gott ist kein Konfessionalist. Er kümmert sich nicht um zweitrangige Argumente über Glaubenslehren. In Gottes großem elterlichen Herzen werden keine Unterschiede zwischen Rassen und Nationalitäten gemacht. Es gibt keine Mauern zwischen Nationen und Kulturen. Auch heute versucht Gott immer wieder, die Menschen dieser Welt als Seine Kinder zu umarmen. Das heutige Amerika leidet unter Rassenproblemen, unter Problemen, die ihren Ursprung in der Verwirrung der Werte und im moralischen Niedergang haben, unter einer geistigen Dürre und dem Niedergang des christlichen Glaubens sowie unter dem atheistischen Kommunismus. Aus diesen Gründen folgte ich dem Ruf Gottes und kam in dieses Land. Das Christentum braucht heute eine starke Erweckung und muss sich vereinigen. Auch die Geistlichen müssen überdenken, welche Rolle sie bis jetzt gespielt haben, und bereuen. Die Situation, die vor 2.000 Jahren herrschte, als Jesus kam und die Menschen aufrief zu bereuen, wiederholt sich heute. Wir müssen die wichtige Mission erfüllen, die Gott Amerika aufgetragen hat. Es kann nicht mehr so weitergehen. Wir brauchen eine neue Reformation.“

Sobald ich aus dem Gefängnis entlassen worden war, gab es nichts mehr, was mich zurückhalten konnte. Ich sprach mit noch lauterer Stimme als vorher, um einem gefallenen Amerika eine Botschaft der Warnung zu übermitteln. Wiederholt verkündete ich mit starken Worten, der einzige Weg, um Amerika wiederzubeleben, sei, zu Gottes Liebe und Moral zurückzukehren.

Ich war eingesperrt worden, ohne irgendetwas falsch gemacht zu haben, doch auch in dieser Situation wirkte Gott. Nach meiner Entlassung besuchten die Leute, die sich für meine Befreiung eingesetzt hatten, nacheinander Korea, um mehr über meine Arbeit zu erfahren. Sie kamen, um herauszufinden, was es mit Reverend Moon auf sich hatte, der so viele junge Menschen in Amerika angezogen hatte. Nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten organisierten 120 von diesen Geistlichen die American Clergy Leadership Conference (eine Vereinigung von führenden amerikanischen Geistlichen).




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