Mit den Insekten über das Universum reden - Autobiografie - Sun Myung Moon - Mein Leben für den Weltfrieden

Direkt zum Seiteninhalt

- Kapitel 1 - Nahrung ist Liebe -



1-7

Mit den Insekten über das Universum reden


Zeit, im Wald zugebracht, reinigt den Geist. Das Rauschen der Blätter im Wind, die Melodie des Windes, der durchs Schilf streicht, die Laute der quakenden Frösche in den Teichen: Man hört nur die Geräusche der Natur, keine befremdlichen Gedanken stören die Sinne. Wenn man seinen Geist leer macht und die Natur in sein ganzes Wesen aufnimmt, dann gibt es keine Trennung mehr zwischen dem Selbst und der Natur. Die Natur zieht bei mir ein und ich werde völlig eins mit ihr. In dem Moment, in dem die Grenze zwischen mir und der Natur verschwindet, empfindet man ein tiefes Gefühl der Freude. Die Natur wird ein Teil von mir und ich werde ein Teil der Natur.


Ich habe solche Erlebnisse in meinem Leben immer geschätzt. Auch jetzt ist es so. Ich schließe meine Augen und komme in einen Zustand, in dem ich eins mit der Natur bin. Manche nennen das “anatman” oder „Nicht-Selbst“. Aber für mich ist es mehr als das, weil die Natur eintritt und sich an einem Ort niederlässt, der zuvor leergemacht wurde. Während dieses Zustandes lausche ich dem Klang, mit dem sich die Natur mir mitteilt – Töne, die von den Kiefern kommen, Geräusche, die Käfer machen –, und wir werden Freunde. Ich konnte in ein Dorf gehen und die geistige Einstellung der Menschen dort erfassen, ohne jemanden persönlich zu treffen. Ich konnte auf die Felder des Dorfes gehen und die Nacht dort verbringen und zuhören, was die Früchte des Ackers mir erzählten. Ich konnte sehen, ob die Früchte traurig oder glücklich waren. Dadurch konnte ich verstehen, welche Art Leute dort lebten.

Warum ich es in den Gefängnissen von Südkorea, den Vereinigten Staaten und sogar von Nordkorea ausgehalten habe, ohne mich einsam und isoliert zu fühlen, hat seine Ursache darin, dass ich selbst dort dem Wind lauschen und mit dem Ungeziefer in meiner Umgebung eine Unterhaltung führten konnte. Man mag fragen: „Worüber redet man denn mit Ungeziefer?“ Sogar das kleinste Sandkorn beinhaltet die Prinzipien der Welt. Selbst ein umherschwebendes Staubkörnchen in der Luft hat die Harmonie der Welt in sich. Alles um uns herum wurde geboren aus einer Kombination von so komplexen Kräften, dass dies unsere Vorstellungskraft weit übersteigt. Diese Kräfte sind miteinander verwandt. Nichts im Universum wurde außerhalb von Gottes Herz erschaffen. Die Bewegung eines einzigen Blattes ist Ausdruck des Atems des Universums.

Von Kindheit an hatte ich die Fähigkeit, mit den Klängen der Natur mitzuschwingen, während ich die Hügel und Wiesen durchstreifte. Die Natur kreiert eine einzige Harmonie und schafft einen überwältigend schönen Klang. Niemand prahlt und niemand wird ignoriert; da gibt es nur höchste Harmonie. Immer wenn ich in Schwierigkeiten war, tröstete mich die Natur; immer wenn ich in Verzweiflung stürzte, richtete sie mich wieder auf.

Heute wachsen viele Kinder in städtischer Umgebung auf und haben nicht die Möglichkeiten, sich mit der Natur vertraut zu machen. Dabei ist die Sensibilisierung für die Natur sogar wichtiger als die Anhäufung von Wissen. Welchen Sinn macht es, einem Kind eine Universitätsausbildung anzubieten, wenn es die Natur nicht in seiner Brust fühlen kann und seine Empfindungsfähigkeit abgestumpft ist? Ein von der Natur getrennter Mensch kann da und dort Buchwissen ansammeln und dann sehr leicht zu einem Individualisten werden, der materielle Götter verehrt.

Wir müssen den Unterschied im Klang fühlen können, den es zwischen dem sanften Wispern eines Frühlingsregens und dem Klatschen und Prasseln eines Herbstregens gibt. Nur von einem Menschen, der in Übereinstimmung mit der Natur lebt, kann man sagen, dass er einen wahren Charakter hat. Ein blühender Löwenzahn am Wegesrand ist kostbarer als alles Gold auf der Welt.

Wir brauchen ein Herz, das die Natur und die Menschen lieben kann. Jeder, der die Natur oder die Menschen nicht lieben kann, ist nicht fähig, Gott zu lieben. Alles in der Natur verkörpert Gott auf einer symbolischen Ebene. Die Menschen sind substanzielle Wesen, die als Ebenbild Gottes geschaffen wurden. Nur ein Mensch, der die Natur lieben kann, kann Gott lieben.

Ich habe nicht nur die ganze Zeit die Hügel und Wiesen durchstreift und gespielt. Ich arbeitete auch sehr hart und half meinem älteren Bruder, die Farm zu bewirtschaften. Auf einer Farm gibt es viele Aufgaben, die während einer bestimmten Jahreszeit erledigt werden müssen. Die Reisfelder und alle anderen Felder müssen beackert werden. Die Reissetzlinge müssen gepflanzt und das Unkraut muss gejätet werden. Eine der schwierigsten Aufgaben ist es, ein Hirsefeld zu jäten. Nach der Aussaat muss der Acker mindestens dreimal gejätet werden. Das ist wirklich eine Knochenarbeit. Wenn wir damit fertig waren, konnten wir unseren Rücken für eine Weile nicht gerade aufrichten.

Süßkartoffeln schmecken nicht gut, wenn sie auf Lehmboden gepflanzt werden. Sie müssen in einen Boden gesetzt werden, der aus einem Gemisch von einem Drittel Lehm und zwei Dritteln Sand besteht, wenn man den besten Geschmack erzielen möchte. Für Getreide waren die menschlichen Exkremente der beste Dünger und so brach ich die fest eingetrockneten Exkremente mit meinen Händen in kleine Stücke. Weil ich auf der Farm mithalf, lernte ich, wie man die Bohnen behandelt, damit sie gut wachsen, und welcher Boden für Sojabohnen und welcher für rote Bohnen der beste war. Ich kenne mich besser aus als viele Bauern.

Die Provinz Pyeongan war eine der ersten in Korea, in der die christliche Kultur angenommen wurde. Ein erkennbares Zeichen dieses Einflusses war, dass die Felder in den 1930er und 1940er Jahren schon in geraden Linien angeordnet waren. Um die Setzlinge anzupflanzen, nahmen wir eine Stange mit zwölf abstandsgleichen Markierungen, legten sie über die Breite des Feldes und markierten so, wo die Reihen sein sollten. Dann gingen zwei Personen die Stange entlang und jeder pflanzte sechs Reihen Setzlinge.

Als ich später in den südlichen Teil Koreas kam, sah ich, dass eine Schnur über das Feld gespannt wurde und Dutzende von Leuten dort beschäftigt waren. Es schien mir eine sehr ineffiziente Art der Pflanzung zu sein. Ich spreizte meine Beine zweimal die Breite meiner Schultern auseinander, so konnte ich die Setzlinge schneller einpflanzen. In der Zeit des Reisanbaus konnte ich genug Geld verdienen, um wenigstens mein Schulgeld damit abzudecken.



START | ZURÜCK | WEITER

Zurück zum Seiteninhalt